Scheinbar ging es um Nichts zum Abschluss der Lesereihe “Leipzig liest in Taucha”
16. März 2015 | Von kudra | Kategorie: Kultur, NewsMit einer sehr interessanten, aber auch umstrittenen Lesung von Peter Lemar fand die Lesereihe “Leipzig liest in Taucha” ihren Abschluß. In seinem Buch “Es geht um NICHTS” (2014 NEPA-Verlag) behauptet Lemar tatsächlich die Lösung für das weltweite Energieproblem gefunden zu haben. Diese schier unglaubliche Tatsache verpackt der Autor in einen Krimi, wo ein Patent, wie man aus Vakuumenergie elektrischen Strom gewinnen kann, auf rätselhafte Weise in den Tresoren der großen Energiekonzerne verschwindet. Aus dem Nichts – für das Lemar synonym das Vakuum setzt – Energie zu gewinnen ist ein uralter Traum der Menschheit, der aber physikalisch dem Energieerhaltungssatz zu widersprechen scheint. Lemar beruft sich aber auf Prof. Dr. Turtur von der Ostfalia Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der behauptet einen Nachweis von Vakuumsfeldenergie gefunden zu haben. Natürlich hat Peter Lemar, der eigentlich Musiker ist und sich nur nebenbei mit Quantenphysik befaßt hat, bei der Lesung den physikalischen Hintergrund nicht weiter aufhellen können. Das eigentliche Anliegen seines Buches ist es vielmehr, das Thema unter die Leute zu bringen. Wen wundert es, dass dabei der Krimi auf der Strecke geblieben ist.
Trotz der Brisanz des Themas war das Publikumsinteresse auch an dieser Lesung sehr gering. So zieht Hans-Jürgen Rüstau vom Freundeskreis Kultur eher ein ernüchterndes Fazit der diesjährigen Lesereihe. Außer den beiden Lesungen am Sonnabend (wir berichteten) blieb die Resonanz aus. Auch die in Leipzig so bekannten Schriftsteller wie Susan Hastings und Henner Kotte, mußten sich mit einer sehr kleinen Leserschar zufrieden geben. Trotzdem finden gerade durch die Buchmesse immer wieder weit gereiste Autoren den Weg ins Tauchaer Kulturcafe, wie Petra Reategui am Freitag (wir berichteten) und Frank-Rüdiger Halt am Samstag. Während die Buchmesse langsam aus allen Näthen platzt aber nach Halts Worten mehr und mehr zur Show verkommt, kämpfen die kleinen Verlage, aber auch Leseorte, ums überleben. “Wir sind regelrecht nach Taucha geflüchtet, denn hier ist es viel gemütlicher” sagte Halt dem Online-Magazin dazu. Gerade deshalb hoffen wir, dass den Organisatoren nicht der Mut ausgeht und dass es “Leipzig liest in Taucha” auch im nächsten Jahr geben wird.
Bericht IVT. Text und Foto: Matthias Kudra