Saisonauftakt des Schloss­vereins und ein literarischer Stadt­rund­gang zum Höhepunkt der Lesereihe

15. März 2015 | Von | Kategorie: Aktuelles, Kultur

Mit zwei interessanten Lesungen fand am Sonnabend die Lesereihe “Leipzig liest in Taucha” ihre Fortsetzung. Sowohl die Lesung im Weinkeller des Rittergutsschlosses mit dem Leipziger Schriftsteller Uwe Stöß als auch die Buchpremiere “Mörderisches Taucha” stießen auf großes Publikumsinteresse.

Die Lesung im historischen Ambiente des Weinkellers war zugleich der kulturelle Saisonauftakt des Schlossvereins Taucha. In Vertretung des erkrankten Vorsitzenden Jürgen Ullrich begrüßte Tobias Meier vom Freundeskreis Kultur die Anwesenden, denen außer der Lesung noch eine Kostprobe des 2012er Jahrgangs vom Tauchaer Schlosswein und ein paar Snacks gereicht wurden. Durch die Lesebühne Taucha und Henner Kotte wurde Uwe Stöß auf Taucha aufmerksam. In seinen Geschichten verarbeitet er seine unsteten Nachwendejahre, die ihn sogar ins Gefängnis brachten. Doch am 8. Juni 2005 um 16.00 Uhr hat er nach eigenen Aussagen einen endgültigen Schlußstrich unter sein bisheriges Leben gezogen. Er begann mit dem Schreiben und tut es seither unaufhörlich mit wachsendem Erfolg, was nicht zuletzt der Literaturpreisträger der Stadt Taucha von 2009 unterstreicht. “Es ist schon faszinierend, wie er die Kurve nach seiner schweren Zeit bekommen hat” brachte es Susanne Ullrich, Frau des Schlossvereinsvorsitzenden auf den Punkt. Zwar ist die derbe, teilweise auch vulgäre Sprache seiner Geschichten nicht unbedingt jedermanns Sache, aber die Besucher waren fasziniert von seinen plastischen Bildern vom Mondzauberstein und einem leuchtenden Fußabtreter. “Ich schreibe einfach immer weiter und die Figuren schreiben ihren Text selber” charakterisierte Uwe Stöß seinen Schreibstil auf die Frage eines Zuhörers.

Am Abend gab es dann im Kulturcafe esprit noch eine echte Buchpremiere. Hans-Jürgen Rüstau und Jürgen Ullrich stellten ihr im Engelsdorfer Verlag erschienenes Buch “Mörderisches Taucha” vor. Krankheitsbedingt musste Jürgen Ullrich zwar passen, aber seine Ehefrau überbrachte  in einem persönlichen Grußwort die Grüße des Schlossvereinsvorsitzenden. Zudem war Ullrich durch persönlich signierte Autogrammkarten mit seinem Portait als Nachtwächter zumindest bildlich präsent. Das Buch zeichnet literarisch die Rundgänge mit dem historischen Nachtwächter Johann Christoph Meißner alias Jürgen Ullrich nach und führt in die Abgründe einer ansonsten so friedlichen Parthestadt. Co-Autor Hans-Jürgen Rüstau hat die dargestellten tatsächlichen Kriminalfälle in eine fiktive Rahmenhandlung eingebettet und so die Brücke geschlagen zwischen den Jahrzehnten und Jahrhunderten, die zwischen den Fällen liegen. Gr0ßen Wert legen die Autoren auf den Wahrheitsgehalt der geschilderten fünfzehn  Kriminalfälle. Durch Recherschen u.a. im Sächsischen Staat- und Polizeiarchiv, im Stadtarchiv Leipzig und im Kirchenarchiv der evangelischen Landeskirche können sie können sie belegen, dass sich die Fälle tatsächlich so in Taucha und Umgebung zugetragen haben. Unglaubliche und absonderliche Geschichten u.a. vom Braugesellen Hagen Möller von 1635 und dem Mord im Gasthof “Stadt Eilenburg” aus dem Jahre 1823 haben die Autoren aufgespürt. Damit tragen sie bei,  dass ein “anderes” Stück Heimatgeschichte nicht in Vergessenheit gerät. Nach den Worten von Susanne Ullrich ist auch der Verlag sehr glücklich, dass das Buch in einer kurzen Zeit von nur einem Monat erschienen ist. Auch die Reaktionen des Publikums auf dem Buchmessestand des Engelsdorfer Verlages seien sehr positiv. Musikalisch rundeten Frank Walter und Lutz Pohlers “Jahrgang 65″ die Lesung im ausverkauften Kulturcafe ab sorgten mit dem Karussel-Titel “Fenster zu” für einen würdigen Schlusspunkt einer eindrucksvollen Buchpremiere.
Bericht IVT. Text: Matthias Kudra, Fotos: Hans-Jörg Moldenhauer und Matthias Kudra

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