Zwei Tauchaer nämlich Roman Knoblauch und Tobias Meier moderierten für Radio Leipzig bzw. das Leipzig Fernsehen die finale Diskussionsrunde der Kandidaten zur Leipziger Oberbürgermeisterwahl am kommenden Sonntag. Bis auf Prof. Dr. Felix Ekardt (Kandidat von Bündnis90 / Die Grünen) waren Amtsinhaber Burkhard Jung (Kandidat der SPD), Dirk Feiertag (unterstützt von Piraten, Neues Forum und Wählervereinigung), René Hobusch (Kandiddat der FDP), Barbara Höll (Kandidatin von Die Linke) und Horst Wawrzynski (Kandidat der CDU) in den Check-In-Bereich des Flughafens Leipzig/Halle gekommen. Ein ungewöhnlicher Ort für eine Wahlkampfveranstaltung, aber der Flughafen ist nach Meinung aller Beteiligten das Aushängeschild der Stadt. Bevor es um die eigentlichen Wahlkampfthemen ging, wollten Knoblauch und Meier wissen, wie sich im Laufe des Wahlkampfes das Verhältnis der Bewerber untereinander entwickelt hätte. “Man lernt sich kennen und ich auch ein Stück solidarisch” sagte Jung, Wawrzynski betonte “man überlegt sich die Argumente der anderen” und Barbara Höll meinte: “Wir versuchen unsere Inhalte zu transportieren”. Um genau die Inhalte ging es dann auch in der 90-minütigen Diskussionsrunde. Auf die letzten 7 Jahre seiner Amtszeit angesprochen zeichnete Jung ein positives Bild: “Wir haben viel erreicht (Halbierung der Arbeitslosenzahlen, Wachstum, Zuzug von jungen Menschen), aber es ist auch noch viel zu tun (Stichwort: Altersarmut)”. Für Barbara Höll hat Leipzig in der Tat viel erreicht, aber “wir haben das Grundproblem nicht gelöst, nach wie vor sind wir die Armutshauptstadt Deutschlands”. Das unterstrich auch Dirk Feiertag und warf der Stadt rechtswidriges Verhalten z.B. bei der Vergabe von Kita-Plätzen vor. René Hobusch mahnte verläßliches Datenmaterial an. Nicht nur bei den Themen Arbeitslosigkeit, Konsolidierung des Haushaltes gingen die Auffassungen der Kandidaten auseinander, auch beim Thema Sicherheit. Horst Wawrzynski, der am Nachmittag an seinem Connewitzer Wahlkampfstand angegriffen wurde, gesteht ein als Leipziger Polizeichef sein Ziel die Straftaten zu reduzieren nicht erreicht zu haben. Eindringlich mahnte er: “Wie müssen hinaus in den Bereich der Prävention gehen”. Barbara Höll warf der Polizei eine falsche Weichenstellung mit ihrem Konzept 2020 vor, das auf einen weiteren Stellenabbau hinauslaufen würde und kritisierte offene Stellen bei der Polizei. Dirk Feiertag sieht die gefühlte Sicherheit der Bürger durch zahlreiche Medienberichte gefährdet.

Zum Schluss der Diskussionrunde stellte Tobias Meier die provokante Frage in den Raum: “Wächst Leipzig nach Taucha” und sprach auch das Thema B87n an, das gerade in Nordsachsen stark diskutiert wird. Zunächst bestätigte Jung weitere Eingemeindungspläne, denn für ihn muss Leipzig weiter gedacht werden. Die Tauchaer konnte er aber beruhigen: “Eine Stadt mit so langer Geschichte kann man nicht so einfach eingemeinden”. Jung setzt da eher auf eine Städtepartnerschaft. Auch für Horst Wawrzynski sind Eingemeindungen im Moment kein Thema. Zum Thema B87 sagte Jung: “Wir dürfen nicht durch den Auenwald und müssen alles möglichst landschaftsverträglich gestalten!”, um dann ganz klar die Nordtangente (Einbindung der B87n auf die B6 an der A14-Anschlussstelle Leipzig-Ost) zu favorisieren. Zur Freude der Tauchaer und im Gegensatz zur favorisierten Südtangente, würde das keine Querung des Landschaftsschutzgebietes Parthenaue bedeuten.

Versöhnlich ging das Wahlforum zu Ende, denn unabhängig von der Wahl wollen sich alle Kandidaten weiter für ihre Stadt Leipzig einsetzen. Nur Burkhard Jung gestand über das Thema seiner möglichen Abwahl noch nicht nachgedacht zu haben. Das Diskussionsforum wird am heutigen Freitag ab 17 Uhr auf Radio Leipzig (in Ausschnitten) und in voller Länge im Leipzig Fernsehen ab 18 Uhr gesendet. “Gehen sie zur Wahl”, war der einmütige Aufruf der Moderatoren zum Schluss der interessanten Diskussionsrunde. Natürlich sind die Tauchaer nicht wahlberechtigt, aber im kommenden Jahr finden Kommunalwahlen in Taucha statt und 2015 die Wahl des Bürgermeisters.
Bericht IVT. Text und Fotos: Matthias Kudra