Zum Clubkonzert im esprit präsentierte Anne Haigis Musik aus Fleisch und Blut
25. Oktober 2015 | Von kudra | Kategorie: Kultur, NewsAm Freitag Abend war mit Anne Haigis eine der Pop-Ikonen der 80er Jahre zu Gast im Kulturcafe esprit. Im Gepäck hatte sie ihr aktuelles Live-Album “15 Companions”, indem sie ihre eigenen Hits wie “Kind der Sterne” oder Freundin” mit Titeln anderer Musiker kombinierte. Zum Beispiel “No Man’s Land” mit Eric Burdon und Tony Carey wo es um Menschen geht, die ihre Heimat verlieren. An ihrer Seite stand Ina Boo, mit der sie seit 2014 gemeinsam auf Tour ist. Über eine gemeinsame Freundin hat die Schwäbin Haigis die Thüringerin Boo kennen gelernt. Musikalisch harmonieren die beiden Ladies perfekt. Ina Boo sorgt mit ihrer Gitarren-, Piano- und Gesangs-Begleitung für den stimmigen Widerpart zu Annes 12-seitiger Gitarre. Aber Anne Haigis interpretiert die Musik nicht nur – sie fühlt, sie lebt sie, und dieser Umstand macht ihre Darbietung so unnachahmlich und unwiderstehlich authentisch, wovon sich die Besucher im ausverkauften Kulturcafe überzeugen konnten. Mehr noch, der berühmte Funke sprang zu Beginn des Konzertes sofort auf das Publikum über, das bei ihren Songs begeistert mitgegangen ist.
Anne Haigis Wurzeln liegen im Jazz und im Blues, den ihr Wolfgang Dauner vermittelte. 1979 bekam sie von der Deutschen Phonoakademie sogar den Nachwuchspreis für Jazz. Doch ihr großer Durchbruch in den Charts gelingt ihr in den 80er Jahren mit deutschsprachigen Songs wie “Freundin” (produziert von Edo Zanki) oder “Geheime Zeichen” (produziert von Tony Carey). 1988 gab sie auf der “Insel der Jugend” in (Ost-) Berlin ein Konzert, dass sie allerdings nach 3 Songs abbrechen musste, weil die Stimme versagte und lernte da Tamara Danz von “Silly” kennen. Anschließend spielte sie aber auch noch in Dresden und Leipzig. Nach vier deutschsprachigen Alben in den 80ern fühlte sie sich musikalisch zu sehr eingezwängt und durch die Zusammenarbeit mit renomierten Musikern und Produzenten wie Wolf Maahn, Barry Beckett (“Dire Straits), Melissa Etheridge und Nils Lofgren orientierte sie sich wieder um und produziert fortan in Englisch. Im Sommer 1995 wurde ihr eine weiter große Ehre zu Teil: Auf der Gedenkreveu für die Kölner Schauspielerin, Schlagersängerin und Theaterdirektorin Trude Herr interpretierte sie zwei Herr-Texte. Die nachdenklichen und unter die Haut gehenden Songs “Papa” und “Nacht aus Glas” durften auch bei ihrem Clubkonzert im esprit nicht fehlen.
“Der Begriff Clubkonzert hielt was er versprochen hat” brachte es Jochen Heinicke auf den Punkt und meinte damit vorallem die lockere Atmosphäre mit Witz, Charme und Esprit auch im Dialog mit dem Publikum, die man sich sonst nicht vorstellen kann. Angenehm auch, dass Anne Haigis einige Anekdoten aus ihrem Künstlerleben mit eingeflochten hat, zum Beispiel als vor Kurzem nach einer Fernsehproduktion bei “Musik für sie” mit Ute Bresan mitten im Wald ihr Navigationssystem plötzlich meldete: Ziel erreicht. Auch beim Clubkonzert hat sie ihr Ziel erreicht und das Publikum verlebte zwei unvergessliche Stunden im Kulturcafe esprit. Zum nächsten Clubkonzert am 16. Januar 2016 wird Ulla Meinecke erwartet.
Bericht IVT. Text und Fotos: Matthias Kudra