Wie lange gibts noch Eishockey in Taucha?
4. April 2017 | Von admin | Kategorie: News, Sport, StadtentwicklungSeit September 2012 spielen die Icefighters in ihrem Eiszelt in Taucha. Fast immer eine volle Hütte, eine tolle Atmosphäre auf den Rängen und mitreißende Spiele auf einer etwas klein geratenen Eisfläche war seit dieser Zeit das Markenzeichen des Vereins. Das Eiszelt – es hieß Anfangs Dicolor Eisarena, ab 2015 Fexcom Eisarena und seit 2016 kW-RENT EisArena – war von Anfang an als Interims-Spielstätte gedacht. Die Geschäftsführung um André Krüll und Falk Hanewald war immer um ein festes Bauwerk für den Eissport-Betrieb bemüht. Dass die Kleinstadt Taucha das nicht stemmen kann, war allen klar und in der Großstadt Leipzig tendierte das Interesse für eine Eishalle gegen Null. „Es gibt Eishockeymannschaften in Deutschland, da ist das VIP-Zelt größer, als unsere Eisarena, in der Eishockey gespielt wird“, stellt Coach Gerike einen ironischen Vergleich an.
Die Messestadt steht diesem Thema mittlerweile etwas aufgeschlossener gegenüber, aber getan hat sich trotzdem oder noch immer nichts. Um das Thema neu zu beleben, gingen beim Forum der Reihe „LVZ live“ am 4. April in der LVZ-Kuppelhalle die Leipziger Stadträte Christopher Zenker (SPD), zugleich Vorsitzender des Leipziger Sportausschusses, und Jens Lehmann (CDU) sowie André Krüll, Geschäftsführer der Exa-Icefighters Leipzig, und Sven Gerike, Trainer des Eishockey-Drittligisten, der Frage nach: „Braucht Leipzig eine Eishalle?“
Um es vorweg zu nehmen: „Nein“, hat keiner der Podiumsteilnehmer gesagt. Aber festgelegt hat sich auch niemand… Konnte wohl auch nicht, denn ein Neubau ist so gut wie illusorisch, darin waren sich alle einig und zu den Kosten der Nutzung einer Halle vom „Kohlrabizirkus“, wie es in letzter Zeit diskutiert wird, liegen auch noch keine Zahlen vor. Dann komme es aber darauf an, mit welchem Konzept die Halle betrieben wird, denn das sei mit entscheidend für die Gewährung von Fördermitteln, für die es klare Vorschriften gibt, hieß es von den beiden Stadträten.
Dass das Interesse der Leipziger am Eislauf besteht, machten zwei Zahlen deutlich: Etwa 100 000 Gäste seien im letzten Jahr zum öffentlichen Eislaufen in die kW-RENT EisArena gekommen, mit Zuschauern und Eislaufnachwuchs käme man gut auf 150 000 Eislaufbegeisterte, rechnete André Krüll vor. „Und zum Leipziger Eistraum auf dem Augustusplatz waren etwa 320000 Menschen auf dem Eis“, hatte Moderator Roman Knoblauch herausgefunden. Diese Zahlen seien eine Größe, mit der sich der laufende Betrieb einer Eishalle finanzieren lässt. Auch Eiskönigín Katarina Witt sieht in der Verbesserung der Eislauf-Möglichkeiten ein hohes Potential, wie sie im Dezember 2016 bei einem Fototermin im Eiszelt in Taucha feststellte: „…Ich glaube fest daran, dass es mit Angeboten für das Freizeit-Eislaufen für Kinder oder Erwachsene oder Eisdisko und viele andere Freizeitideen einen Markt gibt …“.
Einen verbindlichen Termin, wann ein Umzug in den Kohlrabizirkus möglich sei, konnte André Krüll nicht nennen, aber das sei die realistischste Variante. „Und wenn wir umziehen, dann muss es dauerhaft und nachhaltig sein. Das geht aber ohne städtische Hilfe nicht“. Auf die Frage des Online-Magazins, ob es für den Fall, dass der Umzug aus Taucha nach Leipzig scheitert, einen „Plan B“ gibt, antworte der Geschäftsführer der Exa-Icefighters Leipzig vielsagend wie diplomatisch: „Wir kämpfen! Wir warten nicht, bis etwas passiert oder nicht!“
Text und Fotos: Reinhard Rädler