Taucha gedachte der Völkerschlacht

19. Oktober 2013 | Von | Kategorie: Aktuelles, Kirche, News, Stadtentwicklung

Zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, die auch die Parthestadt nachhaltig berührte, gedachte Taucha mit einem großen feierlichen Akt am Freitagabend der Opfer. Um 16.30 Uhr wurde am ehemaligen Schlossgarten (heutige Streuobstwiese am Schlossberg) eine Erinnerungstafel eingeweiht. Die Erinnerungstafel entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes des Neigungskurses Geschichte der Klassenstufe 8 der Oberschule Taucha in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Schloss Taucha e. V. und mit freundlicher Unterstützung von enviaM. Die beteiligten Schüler setzten mit der Enthüllung der Tafel praktisch den Schlußpunkt unter ihre Projektarbeit. Pfarrer Edelmann von der evangelischen Kirchgemeinde, der die Erinnerungstafel auch segnete, lobte in seinen Worten, das Schülerprojekt, welches nun ein Zeichen der bleibenden Erinnerung darstellt. Ausdrücklich betonte Edelmann: “Alle Menschen haben bei Gott einen Namen, auch wenn sie anonym bestattet wurden”. Damit gedachte er den vielen Verwundeten und Gefallenen der Völkerschlacht, die in der Stadt versorgt oder bestattet wurden. Eindringlich mahnte Edelmann mit Blick auf die heutige Zeit: “Europa muß friedfertiger werden, auch wenn es keine spürbaren Grenzen mehr gibt”. Nach den Worten von Schlossvereinsvorsitzenden Jürgen Ullrich hat die Gedenktafel insgesamt 750 Euro gekostet und wurde von der Firma Hertel hergestellt. Dr. Andreas Schneider, Geschichtslehrer an der Obeschule und Leiter des Projektes, gab dann einen kurzen geschichtlichen Abriss von den Ereignissen vor exakt 200 Jahren in Taucha, soweit diese sich rekonstruieren ließen. Bevor die Bürgerschützen ein dreifaches Salut zum Gedenken der Opfer schossen, dankte deren Leiter Werner Dölz allen, die mit dem Projekt die Massengräber dem Vergessen entrissen haben. Mit “Glück auf mein Sachsenland” setzte der Männerchor Taucha den Schlußpunkt unter den ersten Teil des Völkerschlachtgedenkens in Taucha.


Sehen Sie dazu ein Video von unserem Vereinsmitglied Joachim Chüo (MOB-Taucha)

Kaum war der letzte Ton verklungen, marschierten Traditionstruppen auf, unter Ihnen die Königliche Livegarde (Schweden), die Royal Horse Artillery (England), die Irish napoleonic socety (Irland) und die Russisch-Deutsche Legion.  Dabei wurde auch geschossen, als die Truppen in ihren schmucken historischen Uniformen Brandraketen aus Holz und Tuch abfeuerten, die vor 200 Jahren erstmalig zum Einsatz kamen. Die Traditionstruppen führten dann einen Gedenkmarsch durch die Innenstadt zum Tauchaer Friedhof an, an dem sich viele Tauchaer beteiligten.

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Pünktlich um 18 Uhr wurden dann ebenfalls in einem feierlichen Akt die restaurierten Grabmäler des Generals Manteuffel und des Captains Bogue wieder eingeweiht. Pfarrer Gottfried Edelmann begrüßte alle Gäste, insbesondere die Traditionstruppen, die den weiten Weg nicht gescheut haben, und dankte ausdrücklich allen Spendern, die mit ihren Spenden die Sanierung der Grabmale erst ermöglichten. Die Restaurierung und Sanierung der Grabmale kostete etwa 40.000 Euro, 10.500 Euro stellten davon die Stadt, etwa 6.000 die evangelische Kirche bereit. Die Denkmalschutzbehörde unterstützte Sanierung und Restaurierung. Bevor Edelmann mit dem “Vater unser” die Grabmale segnete, schlug er noch einmal einen geschichtlichen Bogen und sagte: “Heute können wir im Gegensatz von vor 100 Jahren sagen, dass es uns gelungen ist, in Frieden zusammen zu leben”.

Heimatforscher Detlef Porzig und Schlossvereinsvorsitzender Jürgen Ullrich würdigten dann in kurzen Worten das Wirken von General Manteuffel, der unter dem schwediischen Kronprinzen diente, und dem britischen Captain Richard Bogue. Beide sind im Rahmen der Kampfhandlungen unglücklicherweise von einer Kugel getroffen und tödlich verwundet worden. Doch Porzig spannte den Bogen noch weiter und erinnerte die ganze Reihe einfacher Soldaten, die ebenfalls auf dem Tauchaer Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben.

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Tauchas stellvertretender Bürgermeister  Thomas Kreyßig nahm die Gelegenheit wahr um im Namen der Stadt noch einmal allen Spenderinnen und Spendern, insbesondere den vielen Kleinen zu danken und erinnerte an die umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit, die mit einem Aufruf im Tauchaer Stadtanzeiger gestartet wurde. Diplom-Restauratorin Mühler, die noch vor wenigen Tagen letzte Handgriffe an den Grabmalen verrichtete, erläuterte dann in kurzen Worten die wesentlichen Schritte bei der Sanierung. Unter Dudelsackklängen erfolgte dann die feierliche Kranzniederlegung an den Grabmalen. Die Bläsergruppe der Kreismusikschule “Heinrich Schütz” Nordsachsen umrahmte musikalisch die Veranstaltung. Mit dem Ausmarsch der Traditionstruppen endete schhließlich der Festakt. Nicht nur für die Organisatoren und Beteiligte, auch für die Tauchaer war es eine gute und würdige Veranstaltung zum Gedenken an die Völkerschlacht vor 200 Jahren.
Bericht IVT. Text: Matthias Kudra, Fotos: Reinhard Rädler
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