Taucha braucht drin­gend eine Ver­kehrs­entlas­tung

5. Mai 2017 | Von | Kategorie: News, Stadtentwicklung

DSC_0888DSC_0886Alle Stühle waren am Donnerstag in der Grundschule Am Park zur Bürger­infor­mations­veran­staltung besetzt. Mehr als 250 interessierte Tauchaer waren gekommen, um etwas über die Ergebnisse der Verkehrszählung im Bereich der Zwickschen Siedlung/Leipziger Straße und dem Wohngebiet am Gärtnerweg zu erfahren. Noch mehr von Interesse war allerdings eine Information über Trassenvarianten zur B 87n.
Um es vorweg zu nehmen: Es gibt keine aktuellen Planungen oder gar schon festgeschriebene Trassen für eine B87n. Das bekräftigten sowohl Bürgermeister Tobias Meier als auch Bernd Sablotny, Abteilungsleiter im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.
Die Ergebnisse der Verkehrszählung vom 23.-25. August 2016 sollen in die Verkehrsprognosen für das Gebiet nördlich und südlich der Klebendorfer Straße, das ein Fünftel des Territoriums der Stadt ausmacht, in dem 4100 Menschen leben, einfließen.
Unter Berücksichtigung der vorliegenden Ergebnisse favorisiert die Stadt die Öffnung der Klebendorfer Straße als Einbahnstraße in Richtung Otto-Schmidt-Straße. Dazu muss der Bebauungsplan geändert werden, der für die Anschlussstelle nur ein sogenanntes „Gehrecht“ vorsieht. Ein Fahrverkehr war für die 20-30 Meter bis zur Otto-Schmidt-Straße nicht vorgesehen. Die Kosten für den Ausbau des Anschlusses müssten in den Haushalt für 2018 einfließen, was zu Lasten anderer Investitionen gehen würde. Es werde zwar eine Veränderung der Verkehrsströme geben, eine Zunahme des Verkehrs in Größenordnungen werde nicht erwartet, so Michael Hesse, der Experte vom Ingenieurbüro Eibs, das mit der Zählung und Auswertung befasst war, denn es wird eher mit Quell- und Zielverkehr in und aus dem Wohngebiet gerechnet, als mit Durchgangsverkehr.
Nach Erläuterungen zu den bisherigen Planungen einer Trasse zwischen Leipzig und Eisenhüttenstadt war von Bernd Sablotny zu erfahren, dass mit dem Wegfall der Planungen aufgrund veränderter Verkehrsprognosen an einen vierspurigen Aus- oder Neubau nicht mehr zu denken war. Das hatte auch Auswirkungen auf die Verkehrsprognosen zwischen Eilenburg und Leipzig, so dass nunmehr eine neue Planungsphase eingeleitet werden muss, bei der alle möglichen Varianten für eine neue, den innerstädtischen Verkehr in Taucha entlastende Trassenführung, also eine Ortsumfahrung, aber auch eine innerstädtische Lösung entlang der Bahnstrecke, untersucht werden müssen. Was aber nicht heißt, dass damit Tatsachen geschaffen werden.
DSC_0891Man müsse im Endergebnis alle Interessen abwägen, um zu einem Planungsrecht zu kommen. Die eigentliche Planung würde dann nochmal mindestens sechs Jahre dauern. Die Stadt Taucha ist gegen einen innerstädtischen Korridor. Es gibt zudem Befürchtungen, dass mit der Schließung des Bahnübergangs Gerichtsweg einen wichtige Verkehrslösung für Taucha verschlossen wird.
In einer emotionalen, aber sachlichen Diskussion brachten viele Tauchaer ihre Sorgen um einen Verkehrskollaps, um Erhöhung der Feinstaubwerte und weitere Belastungen zum Ausdruck und forderten schnelle und zeitnahe Lösungen. Die meisten Redner plädierten für eine Ortsumgehung, was wiederum nicht im Interesse der Stadt Leipzig liegt, die die Verkehrsströme auf den jetzt schon hochfrequentierten Magistralen dann auffangen müsste.
Das Thema B87 wird die Tauchaer also noch lange beschäftigen.
Text und Fotos: Reinhard Rädler

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