Sie haben keine Lust sich jetzt schon aus­zuru­hen: Harry Künzel und die Puhdys

27. April 2014 | Von | Kategorie: Kultur, News

Zwei Musik-Legenden traten am Samstag Abend fast gleichzeitig zu Konzerten in Taucha auf. In der Kulturscheune auf dem Rittergutschloss gastierte vor über 110  Zuschauern der Grandsigneur des Swing Harry Künzel. Auf dem Freigelände vor der Dicolor Eisarena eröffneten die Puhdys vor 2000 begeisterten Zuschauern ihre Open Air Saison 2014, die zugleich der Auftakt für ihre Jubiläums- und Abschiedstour war. “Ich denke nicht, dass die beiden Konzerte sich gegenseitig behindern” meinte Jürgen Ullrich, Vorsitzender des Schlossvereins dazu und recht sollte er damit behalten. Harry Künzel und auch die Puhdys können es trotz vorgerückten Alters nicht lassen und doch wollen sich die Rolling Stones des Ostens, wie die Puhdys auch bezeichnet werden, sich  im nächsten Jahr nach 45  Jahren als Band verabschieden.

 

“Die Puhdys bleiben” stand deshalb auf dem T-Shirt von Jana Kaminski. Für die erst 32-jährige Leipzigerin war es das 20. Puhdys-Konzert das sie besucht hat und sie ist überzeugt: “Die bleiben, auch wenn sie gehen”.  Nach über zwei Stunden tollen Rockkonzertes verließen die Ostrocker die Bühne an der Dicolor Eisarena mit ihrem Hit: “Hey wir wollen die Eisbären sehen”, eine Remiszenz an das Organisationsteam von den Icefighters Leipzig. Der Hallensprecher der Icefighters, Jens Tielemann, hatte durch seine Bühenbau-Tätigkeit Kontakt zum Puhdys-Management bekommen und das Konzert eingefädelt. Alle haben sich spontan bereit erklärt zu helfen, auch der Icefighters-Coach Mannix Wolf. Beim Bierzapfen schwärmte der Kanadier vom Rockstil der Puhdys, den er schon mit dem in seinem Land verglich. Für ihn  war das Konzert zugleich eine gute Gelegenheit sich mit der Kultur im Osten näher zu befassen. Dabei war auch Eberhard Schöne, der Bezirksleiter eines Mineralölwerkes, der die Dicolor Eisarena mit Flüssiggas versorgt. “Wenn ich die Songs höre, bekomme ich immer Gänsehaut”, bekannte der Puhdys-Enthusiast. Die bekam auch Heiko Scholz, Trainer des 1. FC Lok Leipzig, der sich die Gelegenheit nicht entgehen ließ, die Musik mit der er groß geworden ist, livehaftig zu erleben. Wie auch Roland Hanns, Schwimmmeister im Parthebad, für den die Puhdys auch ein Stück Geschichte ist. Nicht nur das. Er findet es gut, dass die Musik aus alten Zeiten immer noch so ankommt und gehört wird.

Swing-Geschichte hat ohne Frage Harry Künzel geschrieben.  Als junger Student hat er diese Stilrichtung des Jazz, die ihre Wurzeln in den 20er und 30er Jahren in den USA hat und während der Nazizeit in Deutschland verboten war, aufgesogen. Mit der Gala verwirklichte sich Künzel einen schon lange gehegten Plan. Der Schlossverein eröffnete mit der Gala sein Veranstaltungsjahr 2014. “Das Projekt hat schon lange geschlummert, nun haben wir es endlich verwirklicht” meinte Jürgen Ullrich dazu. Der inzwischen 82-jährige Künzel erwies sich einmal mehr als Universalmusiker. Er war sein eigener Solist, Orchesterleiter, Sänger und Moderator. Musikalisch war von der Klassik (z.B. Bachs “Toccata und Fuge in d-Moll”) bis zum modernen Swing alles vertreten, natürlich auch Oldys und Evergreens der 20er und 30er Jahre, sehr zur Freude seines reiferen Publikums. Als Überraschung gab es zum Ende des Konzertes Rosen nicht nur musikalisch mit dem Bert Kaempfert Titel: „Ich schenke Dir Rosen“, sondern auch als Blume für jede Dame. Eine nette Geste des Schlossvereins.

Bericht IVT. Text: Matthias Kudra, Fotos: Andre Kempner (LVZ mit frdl. Genehmigung). Hans-Jörg Moldenhauer und Matthias Kudra 

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