Peter Escher – Ein Fall für die Tauchaer Blaue Stunde
26. März 2015 | Von Reinhard Rädler | Kategorie: Kultur, NewsEr ist d a s Gesicht des MDR-Fernsehens, war vorher von 1976 bis 1985 Sprecher, Moderator und Redakteur bei Radio DDR und DT-64 im Rundfunk der DDR. Am 24. März war Peter Escher Gast der Blauen Stunde im Café Esprit.
Jürgen Rüstau und der Autor dieses Beitrages hatten als Co-Moderatoren wenig Mühe, dem Mann mit der markanten Stimme Details aus seinem durchaus bewegten Leben zu entlocken. Escher, der zunächst Elektromonteur mit Abitur lernte, war schon frühzeitig überzeugt: „Rundfunkmoderator, das will ich mal werden“. Und er wurde es. Sendungen, die er in seinen Kinder- und Jugendjahren hörte, das waren natürlich Musiksendungen, hauptsächlich von SFB, RIAS und Radio Luxemburg, prägten sein Interesse für das Radio.
1954 in Weißwasser geboren, war er, wie er freimütig erzählte, in der Schule nicht gerade ein Musterknabe, die Note 4 in Betragen zeugte davon. Das besserte sich schlagartig, als eine 40 Jahre jüngere Lehrerin in seine Klasse kam…
Doch irgendwann hatte er es dann geschafft und konnte seinen Traum wahr machen, denn er wurde einer der jüngsten Radio-Nachrichtensprecher der DDR, moderierte auch hier Musiksendungen, deren Songs aber gar nicht sein Ding waren. „Und Mitte der 80er-Jahre wollte ich aber einfach nicht mehr täglich Jubelmeldungen in den Nachrichten verlesen, die Realität war ja anders“, erzählte er rückblickend. 1986 hörte er deshalb schließlich beim DDR-Rundfunk auf. Im Berliner Künstlerclub »Möwe« war er Manager mehrerer Jazzbands und Kabarettisten. Aber Radio blieb sein Traumjob, den er als freier Mitarbeiter bei DT64, schließlich weiterleben konnte.
Sehr ausführlich schilderte er die Ereignisse zur Wendezeit, als er mit seiner Familie unter teils dramatischen Umständen über Ungarn in den Westen floh. „Mir ging es gut hier, aber ich war nicht frei, wollte etwas Neues beginnen“. Er hatte Glück, denn zunächst fand er Unterkunft bei Schlagersänger Graham Bonney („Wähle 3, 3, 3 auf dem Telefon“), einem Verwandten seiner Frau, und konnte dadurch, erst einmal relativ gesichert, sein Glück versuchen. Und er hatte es gefunden, war zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle, denn schon eine Woche später war er Moderator beim kleinen bayerischen Privat-Radio Charivari. Durch weitere Glücksumstände kam er schließlich zu Radio Luxemburg, dem verehrten Traum seiner Kindheit.
Als er sich 1992 bei RTL bewarb, war er auch hier zum richtigen Zeitpunkt auf dem rechten Fleck, denn hier traf er auf Hans Meiser, der für seine tägliche Talkshow Mitarbeiter suchte. Drei Jahre lang war Escher hier Redakteur der Sendung. „Ich habe natürlich auch bei RTL versucht, etwas eigenes auf die Beine zu stellen“ bekannte er. „Es sollte eine Verbrauchersendung werden, in der ich mich für die Rechte der Bürger stark mache“. Der damalige Senderchef Helmut Thoma, soll aber dazu in seinem österreichischen Dialekt gesagt haben „Den Escher, den brauch mer net“. Mit seiner Idee lief er damals MDR-Intendant Udo Reiter über den Weg und der hat es für den MDR dann gerne genommen. 18 Jahre lang lief dieses Format unter dem Titel “Ein Fall für Escher” sehr erfolgreich und mit hohen Einschalt-Quoten. Dafür wählten ihn TV-Zuschauer und Leser der SUPERillu 2005 beim Fernsehpreis “Goldene Henne” zum Publikumsliebling, den er 2009 fürs ein soziales Engagement noch einmal erhielt.
„Wir haben sehr viele Prozesse geführt und sie alle gewonnen, also hatten wir mit unserer Arbeit Recht“, so der “Anwalt der kleinen Leute”. „Aber als es immer mehr Ratgebersendungen im TV und im Radio gab und das auch Zeitungen und das Internet immer mehr Ratgebertipps zum Inhalt machten, sank das Interesse der Zuschauer und auch die Quoten gingen langsam in den Keller“. Die Sendung wurde eingestellt.
Aber Escher blieb den MDR-Zuschauern erhalten. In zwei neuen Formaten, „Die zweite Chance” widmet er sich Menschen die durch dramatische Umstände ihren Beruf oder die Gesundheit verloren haben, wie sie damit fertig werden und wie sie einen neuen, ihren Lebensinhalt gefunden haben. Und die “Die Spur der Täter“ geht der langwierigen Arbeit der Ermittler nach, ehe sie den oder die Täter stellen und überführen können.
Peter Escher hat seinen Lebensmittelpunk längst in Leipzig gefunden. Hier engagiert er sich sozial sehr stark. 2002 wurde die Peter-Escher-Stiftung gegründet, deren Ziel die Förderung der Forschung und Behandlung auf dem Gebiet der Kinderkrebsheilkunde ist. Damit und in vielen Benefiz-Projekten unterstützt er dazu auch das Kinderhospiz Bärenherz in Leipzig.
Bericht IVT. Text und Fotos: Reinhard Rädler