Neues und Verbrauchtes vom Tauchaer Brettl
5. März 2014 | Von kudra | Kategorie: Kultur, News“Neu & Verbraucht” so heißt das neue Kabarettprogramm des Tauchaer Brett’s, das am Rosenmontag und Faschingsdienstag seine Premiere im Kulturcafe erlebte. Aber eigentlich war es “nur” die Faschingsausgabe, die aber wesentliche Teile des neuen Programms enthält, wie die Kabarettisten Hans-Jürgen Rüstau und Tobias Meier mitteilten. Die eigentliche Premiere soll dann im April folgen. Der Titel des Programmes sollte nach Rüstaus Worten so verstanden werden: Alles was neu ist, ist auch wieder verbraucht.
Neu an dem Programm ist vorallem die Figur der Lola, die offensichtlich die Nachfolge der legandären Elfriede aus vorangegangenen Programmen antreten und sich wie ein roter Faden durch das Programm ziehen soll. Hans-Jürgen Rüstau gibt der Lola genauso Profil wie dem alternden Schlagerstar Mario Maroni, der mit einem ziemlich schrägen musikalischen Vortrag die Caprifischer auf der Bühne versenkt. An der Seite der gestandenen Kabarettisten Rüstau und Meier steht zum ersten Mal Julia Lehne, die dem gesamten Programm die eigentliche Würze gibt. Lehne führt auch gleich mit der Harfe ein neues Instrument in ein Kabarett-Programm ein. Schon alleine deswegen hat das Programm Seltenheitswert. Als sie auf der Harfe ihr Lied “Ich liebe Dich” in zehn Sprachen singt, überzeugte sie genauso wie als Rapperin oder als Eierlikör trinkende Carola mit Lola am Schöppenteich. Damit ist Julia Lehne die Entdeckung des Kabarett-Programmes. Tobias Meier versteht es bei seiner witzigen und schlagfertigen Zwischenmoderation gekonnt das Publikum mit einzubeziehen. Er bringt auch ein neues Instrument mit: die Kolbenflöte, auf der man witzigerweise nur zwei Töne spielen kann. In einem Lied nimmt er schon einmal die große Weltpolitik auf Korn und wird dabei hervorragend von der “kleinsten Big-Band der Welt” Lutz Pohlers begleitet. Ansonsten geht es mal wieder eher um Tauchaer Themen wie die S-Bahn und die langen Warteschlangen an der Bahnschranke, um zwei Frühlingsbälle am gleichen Tag oder die Döner-Bude, die auch in früheren Programmen aufs Korn genommen wurde. Alles bekannte Tauchaer Themen, die entgegen der Ankündigung des Programms die Stadtverwaltung mit Bürgermeister Holger Schirmbeck an der Spitze wohl kaum zum Zittern bringen wird.
Alles in allem ein abwechslungsreiches, gelungenes Programm ganz nach dem Geschmack des Publikums. Der Tauchaer Jungunternehmer Nico Kermes lobte vorallem den lokalen Bezug der Gags, die man ohne großes Nachdenken sofort verstehen kann. Aus Sicht eines Leipzigers trifft das zwar nicht unbedingt zu, wie Udo Nebel (“Crazy Power”) einschränkte. “Aber das ist der Natur der Sache geschuldet” setzte er hinzu. Das Abschlußlied “Tauchaer Nächte” stammt übrigens von Beppo Pohlmann, der am 29. März mit seinem Programm “Ich war mal schön” im Kulturcafe gastieren wird.
Bericht IVT. Text Matthias Kudra, Fotos: Matthias Kudra und Reinhard Rädler