Nachtwächter erzählte weihnachtliche Geschichten aus Taucha

29. Dezember 2013 | Von | Kategorie: Kultur, News

Auch wenn Taucha natürlich keine typische Weihnachtsstadt ist, wie Nachtwächter Johann Christoph Meißner alias Jürgen Ullrich zu Beginn seines Nachtwächterrundganges am Sonnabend Abend durch das nachweihnachtliche Taucha bekannte, hat er doch drei vergnügliche Weihnachtsgeschichten aus dem Archiv ausgegraben.  Zirka 20 Personen begaben sich mit Meißner von der Sparkasse zu einem Bummel durch die Altstadt und lauschten insbesondere den Geschichten, die sich zur Weihnachtszeit in Taucha zugetragen haben sollen.

Gleich hinter der heutigen Sparkasse an der Parthebrücke trug sich 1655 die erste Weihnachtsgeschichte zu. Dazu muss man wissen, dass die Parthe damals ein reißender Strom mit 7 Armen und sogar beschiffbar war. Zudem waren die Häuser nicht beheizbar, also trank man gegen die Kälte viel Wein und Schnaps, hergestellt von Schnapsbrenner Nielsen, der damals in Taucha einen guten Ruf hatte. Doch eines Tages ging es den Leuten nach dem Genuß seines Schnapses sehr schlecht. Schnell kam Nielson in Verruf und man meinte sogar, er sei mit dem Teufel im Bunde, die Höchsstrafe für den Braugesellen. Der stürzte sich dann am 25.12.1655 von der Parthebrücke, blieb aber offensichtlich mit seinem Mantel hängen und erfor.

Nur wenige Meter weiter gegenüber dem heutigen cafe esprit, trug sich die nächste Weihnachtsgeschichte zu. Dort wollte um 1800 Mathias Berthold, aus Lübeck kommend, eine Marzipanbäckerei eröffnen. Zuvor war Berthold aus der Lübecker Marzipanzunft ausgeschlossen worden, hatte also gar nicht das Recht außerhalb von Lübeck zu produzieren. Das scherte ihn zunächst wenig. Doch Marzipan war damals noch nicht so bekannt und  schnell bekam er Absatzschwierigkeiten. Also bleib ihm nichts anderes übrig, als sein Marzipan in Leipzig auf dem Markt anzubieten. Doch die Leipziger wollten sich nicht mit Lübeck anlegen und Berthold musste eine Strafe zahlen. 1813 verließ der Bäckermeister dann die Parthestadt in unbekannte Richtung.

In Taucha gab es ab 1796 für 3 Jahre sogar einmal einen berittenen Nikolaus, der Jurtesäcke mit kleinen Geschenken am Nikolaustag armen Leuten an die Tür hing. Ein Schneider sowie Besen- und Bürstenmacher wollte den Nikolaus eines Tages festhalten, wohl um seine Identität aufzuklären. Gelungen ist es ihm nicht, aber fortan war der berittene Nikoluas nicht mehr in der Parthestadt zu sehen.

Die Nachtwächter-Weihnachtstour des Kunst- und Kulturvereins Taucha ist bei den Teilnehmern sehr gut angekommen. Udo Schwarz aus Leipzig-Schönefeld lobte vorallem, wie es Ullrich gelungen ist weihnachtliche Daten und Geschichten in seine Stadtführung einzubauen und dabei auch die sozialen Umstände ausführlich zu schildern. Schwarz wurde durch einen Besuch des Rittergutsmuseums, den er gemeinsam mit dem Nachbarschafthilfeverein der Baugenossenschaft Leipzig unternommen hat, auf die Weihnachtstour aufmerksam.  Der nächste Nachtwächterrundgang findet am 24. Mai 2014 statt. Diese Kriminaltour steht unter dem Motto: “Mörderisches Taucha”.
Bericht IVT. Text: Matthias Kudra, Fotos: Matthias Kudra und Reinhard Rädler

 

 

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