Mit Rockhaus kam auch ein Prinz zur Blauen Stunde ins Kulturcafe

16. Oktober 2013 | Von | Kategorie: Kultur, News
M. Kilian, R. Knoblauch und T. Künzel zur Blauen Stunde im esprit

M. Kilian, R. Knoblauch und T. Künzel zur Blauen Stunde im esprit

Prominenter Besuch gestern Abend zur Blauen Stunde des Kunst- und Kulturvereins Taucha im cafe esprit. Tobias Künzel, Frontmann der “Prinzen” war livehaftig im Kulturcafe. Im Mittelpunkt des Abends stand aber nicht Künzel, sondern sein Freund und Musikerkollege Mike Kilian, Sänger der (ost-)deutschen Band “Rockhaus”. Künzel und Kilian kennen sich seit 1988 und sind gerade aus London, wo sie im Studio von Tobias Künzel gearbeitet haben, gekommen. Beide spielen auch gemeinsam in der Band “Final Stap”. “Das ist Krach aus Leidenschaft” bekennt Kilian aber es gibt es romantische Töne. Davon kann man sich übrigens am 22. Oktober überzeugen, wenn “Final Stap” um 20 Uhr in der Leipziger Theaterfabrik auftreten.

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M. Kilian im Gespräch mir R. Knoblauch

Zu Beginn der Blauen Stunde gesteht Moderator Roman Knoblauch: “Mike ist ein Schwarm meiner Jugend und uns verbindet die ewige Jugend”.  Mit “Bonbons und Schokolade” gelang Rockhaus in der damaligen DDR der Durchbruch. “Wir waren die kleinen Jungs unter den DDR-Rockgruppen, konnten im Gegensatz zu Puhdys, Karat und Silly aber die Straßensprache benutzen”, schätzte Mike Kilian rückblickend ein. Kein Wunder, Anfang der 80er Jahre war die “Neue Deutsche Welle”, die ihren Ursprung in der britischen Punk- und New-Wave-Musik hatte,  angesagt und die lebte von einfachen Texten. Auch im Westen konnte Rockhaus auftreten, vermittelt von der ehemalige Plattenfirma Teldec. Da spielten sie aber im Gegensatz zu ihren Konzerten im Osten nur vor sehr wenig Publikum. “Da haben wir mal die andere Variante kennen gelernt”, sagte der Rockhaus-Sänger dazu. Zur Wende 1989 tourte Rockhaus gerade durch Russland und spielten an der Druschba-Trasse. Von den Ereignissen der Wendezeit haben sie so nicht viel mitbekommen. Zurück kamen sie am 9. November 1989 als die Mauer fiel. Rockhaus hat dann für 1 bis 2 Jahre aufgehört zu spielen. “Der beste Schritt, den wir machen konnten”. Kilian spielte fortan wieder in Kneipen und hatte sogar die Möglichkeit in San Francisco eine Platte aufzunehmen. Die Platte ist zwar nie erschienen aber er schwärmt noch heute von dem 6-wöchigen USA-Aufenthalt. 1994 verließ er schließlich Rockhaus bis zum Comeback der Band 2005, zu dem sie übrigens Tobias Künzel überredet hat. Rockhaus ging damals als Vorband der Prinzen mit auf Tournee.

Doch Mike Kilian lässt sich nicht auf Rockhaus reduzieren. Zusammen mit Eva Maria Pickert und Anke Lautenbach hat er auch einmal klassich gesungen und 2000 war er als Background-Sänger mit der deutschen Rapperin Sabrina Setlo auf Tour. Dann gründete er die Rolling-Stones-Coverband “Starfucker”, mit der er bei der diesjährigen Rocknacht auch auf dem Tauchaer Rittergutsschloss aufgetreten ist. Seit 2002 ist Mike Kilian auch solistisch tätig. Doch wo geht es hin, wollte Moderator Roman Knoblauch zum Ende des zweistündigen Gespäches noch wissen. Seine Liebe hat Kilian mittlerweile in den Solo-Platten gefunden und geht mit seinem neuen Album “N8Wache” und neuer Band auf Tour. Aber ein Buch über sein Leben schreiben, das will er dann doch nicht.

Ingo Paul, nach eigenen Aussagen ein Fan der ersten Stunde von Rockhaus, war unter den Gästen im Kulturcafe. Mit Kilian hat der Organisator der Tauchaer Rocknacht im August noch auf der Bühne gestanden. Davon schwärmt Paul noch heute, ebenso wie von der aktuellen Rockhaus-CD “Treibstoff”. Insgesamt war es wieder eine interessante, kuzweilige Blaue Stunde. Schade eigentlich nur, dass nur die eingefleischten Fans den Weg ins Kulturcafe gefunden haben und Mike Kilian seine großen Hits wie I.L.D. (Ich liebe Dich) nicht wenigstens mal angesungen hat.
Bericht IVT. Text und Fotos: Matthias Kudra