Mit dem Malen kommt Rüdiger Bartels zurück ins Leben

20. Mai 2013 | Von | Kategorie: Kultur, News

bartels1Rüdiger Bartels malt wieder! Nach seinem schweren Schlaganfall Anfang Oktober vergangenen Jahres hat sich der 57jährige wieder soweit erholt, dass er schon wieder zu Pinsel und Farbe greifen kann. Er hat komplett seine Erinnerung verloren, musste vieles neu erlernen, das Malen allerdings nicht. Doch dem Kenner wird auffallen, dass seine Bilder jetzt in einem völlig anderen Malstil entstehen. Hatten seine Werke vordem starke grafische Elemente, dominiert jetzt die Farbe. „Es ist seine neue Welt“, sagt Claudia Bartels, seine Ehefrau. Er unterzeichnet seine neuen Bilder nun auch mit „Barc Dügall“ – eine Kombination aus „Bartels“ und Marc Chagall, dem russischen Maler. In mehreren Motiven findet sich immer wieder eine Szene in inniger Umarmung mit seiner Ehefrau.
Korrektur: Durch eine Unachtsamkeit des Autors wurde der Künstlername falsch interpretiert: Richtig muss es heißen, dass sich der Name “Barc Dügall” zusammensetzt aus einer Buchstaben-Kombination von Bad Düben (wo Rüdiger Bartels zur Reha war) und des Malers Marc Chagall.
„Seine Bilder gehörten auch während seiner Krankheit immer zu ihm, von der Intensivstation bis zu Reha.“, schildert seine Ehefrau diese Zeit. „Er hat sich an ihnen erfreut, aber er erkennt ene eigenen Bilder nicht wieder“. Doch mit dem Malen hat er sich das Leben, sein Leben,  zurückerobert. Er leitet sogar einen Malkurs in der Tagesklinik für kognitive Neurologie der Uni-Klinik, erzählte seine Schicksalsgenossin Margrit Wattler. „Über die Klecksographie hat er uns an die Auseinandersetzung mit der Farbe herangeführt. Das alles war und ist gut für den Seelenfrieden“, schaut die Markranstädterin zufrieden auf ihre künstlerische Betätigung zurück.
Freundlich und mit einfachen Worten, begrüßte Rüdiger Bartels zu Pfingsten viele Gäste zu einem Tag des offenen Ateliers. Im gesamten Gartenbereich des Klosterschankhauses an Wäscheleinen oder Zweigen verteilt zeigten Rüdiger Bartels, seine Ehefrau Claudia  sowie der Borsdorfer Fotograf  Ralph Arnold und der Tauchaer Maler Peter Franke, die sich zur  Gruppe Kunst 4 zusammengefunden haben, Malereien, Zeichnungen und künstlerisch bearbeitete Fotos. „Wir waren schon immer zusammen“ erzählt der Maler Peter Franke, „Nachdem nun die neue Situation mit Rüdiger eingetreten ist, haben wir uns gesagt: Warum  denn nicht etwas zusammen machen. Rüdiger hat sogar selber vorgeschlagen, dass wir uns zu einer Gruppe zusammenschließen“. Die „Gruppe Kunst 4“ war geboren.
Das offene Atelier wurde gut angenommen. Kunstfreunde, Weggefährten oder zufällige Besucher, viele kamen in Garten in der Lindnerstraße. Anke Staude war Tochter Lisa aus Leipzig gekommen. Sie war an der 57. Mittelschule in Leipzig die Erzieherin von Bartels‘ Sohn Lukas, als sie noch in Leipzig wohnten, kennt daher natürlich auch die komplette Familie Bartels.
Die weiteste Anreise mit rund 16.000 Kilometern hatte wohl Yvonn Deitch, die aus dem fernen Australien nach sechs Jahren wieder ihre Heimatstadt besuchte und heute im Byron Bay an der Ostküste Neusüdwales wohnt. Unter ihrem Mädchennamen Weinert war sie übrigens zweite Preisträgerin im Tauchaer Literaturwettbewerb 2010. Ihre Tante Steffi hatte seinerzeit ihre Geschichte vorgetragen. „Ich genieße meine alte Heimat. Heute früh war ich an den Schöppenteichen spazieren – ein herrlich idyllisches Fleckchen. Nun freue ich mich noch auf einen Besuch in Leipzig“, schwärmte sie. In zwei Wochen wird sie wieder 30 Stunden im Flieger sitzen, um in ihrer neuen Heimat den zweiten Mutterfreuden entgegenzusehen…
Bericht IVT. Text und Fotos: Reinhard RädlerYvonn Deitch (2.v.li.) mit ihrer Familie. Foto: Reinhard Rädler
PS:
Ab 16. Juni gibt es im Café esprit eine Ausstellung mit Bildern von Rüdiger Bartels (Barc Dügall) mit den Themen  “Traumfänger” und “Zurück ins Leben”

 

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