Leipzig liest in Taucha: Kriminacht mit Henner Kotte und Andreas M. Sturm

23. März 2017 | Von | Kategorie: Kultur, News

23.03. Kriminacht mit Henner Kotte und Andreas M. Sturm

Henner Kotte

Henner Kotte

Traditionell gehört der zweite Abend bei “Leipzig liest in Taucha” den Krimis. Da durfte natürlich Henner Kotte nicht fehlen, der Stammgast bei der Kriminacht. Diesmal hatte Kotte gleich zwei Bücher im Gepäck : “Bonny & Clayde vom Sachsenplatz” und “Stiefel für den Tod”, aus dener er jeweils zwei unglaubliche Geschichten las. Zum Beispiel die Dresdener Weihnachtsgeschichte aus dem Jahre 1949 von den Museumsknochen, dem Skelett einer Doppelmörderin, die eine Mutter mit Kind auf furchtbare Weise tötete, die Leichen zerstückelte und das Fleisch für ein paar Pfennige an ihre Nachbarinnen verkaufte. Bis 1990 hing das Skelett im Dresdener Hygienemuseum. Seitdem ist es verschwunden, bis heute. Schon Kottes Oma hatte ihm von dem Fall erzählt, nun konnte er ihn anhand von Originalprotokollen recherchieren. “Die Dresdener haben den Fall nie vergessen” meinte Kotte, der in Dresden aufgewachsen ist, seit 1984 aber in Leipzig lebt.

Andreas M. Sturm

Andreas M. Sturm

Dagegen ist der zweite Autor des Abends waschechter Dresdener: Andreas M. Sturm. Auch er hat ein Faible für Kriminalromane, doch im Gegensatz zu Kotte sind seine Geschichten reine Phantasieprodukte. In einer spannenden Lesung las Sturm dann mehere Passagen aus seinem Krimi “Albträume” (fhl-Verlag 2013). Da werden gleich zwei Damen auf Verbrecherjagd geschicht, stoßen aber bald an ihre physischen und psychischen Grenzen. Bewusst hat er sich für zwei Kommisarinnen entschieden, denn mit den Frauen würde er nach eigenen Aussagen besser klar kommen. Bei seiner Lesung kam sogar die Maultrommel zum Einsatz.

Während Sturm noch 3 weitere Lesungen auf der Messe hat (u.a. am 24. und 25.3. mit Patricia Holland Moritz) ist Kotte das nächste Mal im Akademixer-Keller in Leipzig (23.5. mit Uwe Steimle und Griseldis Wenner) zu erleben, aber leider nicht mehr im Kulturcafe esprit in Taucha.

Text und Fotos: Matthias Kudra

22.03: Eröffnungsveranstaltung mit Ehrung von Anke und Hans-Jürgen Rüstau

Ehrung von Hans-Jürgen Rüstau

Ehrung von Hans-Jürgen Rüstau

Unter dem Motto “Taucha liest selbst” fand traditionell am Vorabend der Leipziger Buchmesse die Eröffnungsveranstaltung zur Lesereihe “Leipzig liest in Taucha” statt. Doch zu Beginn der Veranstaltung war es Elke Müller von der Stadtverwaltung in Vertretung des Bürgermeisters ein ganz besonderes Bedürfnis, den Initiator und Verantwortlichen der Lesereihe Jürgen Rüstau mit einem großen Blumenstrauß herzlich zu danken. In Anbetracht der Schließung des Kulturcafes Ende nächster Woche sagte sie  “Viele Veranstaltungen tragen die Handschrift von Anke und Jürgen Rüstau, die damit das Kulturleben in Taucha wesentlich geprägt haben und mit dem Esprit eine Kulturstätte geschaffen haben, die es so nicht wieder geben wird”.  Weiterhin drückte sie die Hoffnung aus, dass die Rüstaus auch weiterhin der Tauchaer Kultur zur Seite stehen mögen. Ein sichtlich gerührter Hans-Jürgen Rüstau bedankte sich ganz herzlich für die Ehrung, die er so nicht erwartet hätte. Gleichzeitig hob er auch die Arbeit des Freundeskreises Literatur hervor, der mit ihm in den letzten Wochen gemeinsam mit der Stadtverwaltung die 12. Auflage der Lesereihe vorbereitet hat. Zum Auftakt der Lesungen stellten dann Tobias Pötzsch und Jakob Brüsch ihren Siegerbeitrag in der Kategorie Kindernachwuchspreis bzw. Jugendnachwuchspreis des 2016er Literaturwettbewerbes vor.

Doch dann hatten die Hobbyautoren wieder das Wort und jeder der 6 Autorinnen und Autoren näherte sich auf seine Weise dem Thema der Schließung des Kulturcafes. Dagmar Ebert dankte vor der Lesung eines zeitgeschichtlichen Textes aus der CSSR 1968 ausdrücklich den Weggefährten des heutigen Literaturkreises, die dem Raum im esprit Lebendigkeit gegeben hätten. Die Markkleeberger Autorin Jerry J. Smith hat extra für den Abend eine Geschichte “Bittersüßer Abschied” geschrieben, wo sie aus eigenem Erleben den Ablauf eines Literaturstammtisches nachzeichnet und damit dem Freundeskreis Literatur im cafe esprit ein Denkmal gesetzt hat. Auch der Borsdorfer Uwe Bismark, der eigentlich für Geschichten, die zu ihm kommen, bekannt ist, widmete sich dem Thema mit seinem ersten Gedicht “Einmal ist’s vorbei”.  Die Marienbrunner Autorin Susanne Günther bedankte sich mit dem Kräuterheilelexier “Günthrini”, einem Wermutwein, den sie selbst kreiert hat. In ihrer kurzweiligen Lesung stellte sie dann ihre Familiennachbarschaftsgeschichte vor, zu der ihre Töchter viel beigetragen haben. Matthias Kudra vom Freundeskreis Literatur hat die Veranstaltung moderiert und selber ein Abschiedsgedicht beigesteuert. Die Schülerinnen Alina Lörtzing und Karoline Kolditz von der Musikschule “Heinrich Schütz” Außenstelle Taucha umrahmten mit klassischen und modernen Werken auf Gitarre musikalisch den gelungen Auftakt der Lesereihe.

Insgesamt wirkte die Lesung wie aus einem Guss, obwohl sich die Autorinnen und Autoren vorher nicht abgesprochen haben. Das hob auch Andreas Brünner, Sachgebietsleiter für Kultur und Sport im Landratsamt Nordsachsen, hervor, der extra aus Torgau angereist war, um dieser seiner Meinung nach “hochkarätigen Veranstaltung” beizuwohnen. Auch die Tauchaer Stadträte Annette Scheller und  Jürgen Ullrich waren begeistert vom hohen Niveau der Veranstaltung und gaben der Hoffnung Ausdruck, dass es auch im nächsten Jahr in Taucha Lesungen geben wird. Am Donnerstag werden Henner Kotte und Andreas M. Sturm zur Kriminacht erwartet und am Freitag stellt Jerry J. Smith ihren Debüt-Roman “Die Ungezähmte” im Kulturcafe vor.

Text: Matthias Kudra, Fotos: Reinhard Rädler

Schlagworte: , , ,