Leipzig liest in Taucha: Amüsantes und Streitbares mit Holger Witzel und Helmut Bittner
16. März 2014 | Von kudra | Kategorie: Kultur, NewsZwei Bücher hat Holger Witzel, der Stern-Kolumnist, schon geschrieben über die Angewohnheiten unserer Mitmenschen aus dem westlichen Teil Deutschlands: “Schnauze Wessi” und “Gib den Wessis eine Chance” (2012 bzw. 2013 im Gütersloher Verlagshaus erschienen). Beide Bücher hat Witzel in den vergangenen Jahren schon einmal bei Lesungen im Kulturcafe vorgestellt (wir berichteten), aber bei seiner Lesung am Sonnabend Abend im gut besuchten Kulturcafe hatte er auch noch andere, bisher unveröffentlichte Geschichten im Gepäck, z.B. die “Usedeom-Krise”, wo er schon einmal die provokante Frage stellt, wann Putin in Ostdeutschland angreift und gleich selbst die Antwort gibt: “Solange Henri Maske brav amerikanische Bouletten brät, wird sich auch der Westen immer für seine Gasheizung entscheiden”. Gekonnt, auf amüsante Art und Weise und durchaus nicht böse sieht er seinen Landsleuten aufs Maul und vergleicht schon einmal die Reisegwohnheiten in einem Robinson-Club mit denen in der ehemaligen DDR. Natürlich kommt er mit seinen “Pöbeleien”, wie er sie selbst nennt, regional gut an, aber er hatte auch schon vereinzelte Lesungen im Westen und bekommt natürlich auch böse Post. Ein drittes Kolumenbuch ist in Vorbereitung, wie er dem Online-Magazin verriet. Das soll im September diesmal im Eulenspiegel-Verlag erscheinen.
Streitbar auch das Buch “Es gotts(z)t mich an”, das Dr. Helmut Bittner am Freitag Abend bei seiner Lesung im Kulturcafe vorstellte. Durch viele schwere Schicksalsschläge gezeichnet kam der Arzt und bekennende Atheist zu dem Schluss, dass es keinen Gott, keinen Schutzengel geben kann. In seiner Streitschrift, das er durchaus als Sachbuch verstanden wissen will, lässt er kein gutes Haar an der seiner Meinung nach bornierten, reformunwilligen katholischen Kirche, die partout erwiesenes Wissen nicht akzeptieren will. Das wollte Pfarrer Edelmann von der evangelischen Kirchgemeinde St. Moritz in Taucha dann doch nicht so stehen lassen und warf Bittner in der anschließenden Diskussion seinerseits Unwissenheit vor und zu dem Buch sagte er nur: „Als Sachbuch ist das ziemlich daneben“. Mehr noch Mitglieder der jungen Gemeinde fühlten sich durchs Bittners Ausführungen persönlich beleidigt und in der Diskussion prallten die Meinungen ziemlich unversöhnlich aufeinander. So sehr, dass Moderator Tobias Meier mit dem Hinweis auf die nachfolgende Lesung die Diskussion beenden und vor das Kulturcafe verlagern musste. Hans-Jürgen Rüstau schreibt zu diesem Leseabend in Facebook: “Toleranz gehört nicht zu den Stärken auf beiden Seiten. Es hätte eine unendliche Diskussion mit fest betonierten Meinungen geben können, was am Ende Gott sei Dank der Termin der nachfolgenden, kurzweiligen Lesung mit Peter Maria Slama, ein Ende setzte. Alles in Allem ein streitbarer Abend“.
Bericht IVT. Text und Fotos: Matthias Kudra