“Kunst fürs Dorf – Dörfer für die Kunst” in Sehlis
20. Dezember 2012 | Von admin | Kategorie: Kultur, News, StadtentwicklungBesonders die dünn besiedelten ländlichen Regionen stehen vor große Herausforderungen. Der demografische Wandel macht sich vor allem in kleineren Dörfern bemerkbar, berufsbedingte Abwanderungen der jungen Generation kommen hinzu. Das bringt Veränderungen des sozialen und wirtschaftlichen Gefüges mit sich und Anlässe und Orte der zwischenmenschlichen Begegnung und Kommunikation gehen mehr und mehr verloren. Damit schwindet auch der gesellschaftliche Zusammenhalt, welcher für die Zukunftsfähigkeit dörflicher Siedlungen unabdingbar ist.
Von dieser Ausgangsituation geprägt, rief die Deutsche Stiftung Kulturlandschaft unter dem Titel “Kunst fürs Dorf- Dörfer für die Kunst ” den ersten bundesweiten Wettbewerb ins Leben. “Mit unserem Projekt wollen wir einen möglichst breiten und nachhaltigen öffentlichen Meinungsbildungs- und Mitgestaltungsprozess anregen, der das Dorf als lebendigen Aktionsraum auf neue Weise erfahrbar macht”, hieß es in der Ausschreibung. Drei Künstlern wird dabei ein sechsmonatiger Arbeitsaufenthalt in jeweils einem Dorf finanziert. Die Dörfer stellen Wohnraum und Atelier zur Verfügung und haben die Chance, am künstlerischen Schaffensprozess aktiv teilzuhaben. Begegnungen und ein intensiver Austausch zwischen den Einheimischen und “ihrem” Künstler, der zum Dorfbewohner auf Zeit wird, ist ausdrücklich erwünscht.
Am 07.12.12 wurden in Berlin die Dörfer und Künstler vorgestellt. Es gab101 Bewerbungen von Dörfern und Ortsteilen sowie von 146 Künstlern. Letzten Endes wurden mit Blankensee (MVP), Sachsenberg (Hessen) und Sehlis, dem Ortsteil von Taucha, drei Teilnehmer nominiert. Sehlis wurde in der Hauptstadt vertreten durch Frau Hoßfeld (neben Frau Schilling und Herrn Dr. Bergmann, eine der 3 Haupinitiatoren von Sehlis) sowie von Frau Scheide und Herrn Laue aus Sehlis. Barbara Stein nahm als Vertreterin der Stadt Taucha teil. Gewertet bei den Dörfern wurde die besondere Betroffenheit bezüglich des Ausschreibungsgedankens. Im 165-Seelen-Dorf Sehlis seien das: Die Altlasten der Schweine-, Rinder- und Hühnermastanlagen sowie die schlechte Infrastruktur (kein Laden, Kita, Kneipe etc.). Mit bewertet wurde auch die vorherrschende breite Resonanz in der Dorfgemeinschaft sowie der politischer Wille (Ein Stadtratsbeschluss wurde im Oktober einstimmig(!) gefasst) und die künstlerische Idee für die Umsetzung vor Ort (kreisförmiges Stelenfeld mit mittiger Feuerstelle). Die Vertreter von Sehlis einigten sich einstimmig auf den in Bielefeld lebenden Klangkünstler Helmut Lemke – hier stimmt die “Chemie” von Künstler und Dorfgemeinschaft – zumal er ja ein halbes Jahr hier wohnen und arbeiten wird. Das Ziel, den Dorfplatz gemeinsam zu gestalten, hat aus heutiger Sicht gesehen, die größten Chancen der Umsetzung, das konkrete “Wie” wird erst im gemeinsamen Dialog zwischen Künstler und Einwohnern entstehen.
Bericht und Fotos nach einer Information von Barbara Stein, Stadtverwaltung Taucha