Großer Bahn­hof für Tau­chas Straßen­bahn zum 90. Jah­res­tag

15. Juli 2017 | Von | Kategorie: News, Stadtentwicklung

Am 14. Juli 1927 wurde die Straßenbahnverbindung zwischen Leipzig und Taucha unter Teilnahme der Tauchaer Bevölkerung mit der Linie 23 fest- und feierlich eingeweiht. Am 15. Juli 2017, 90 Jahre später, nachdem sie den regulären Fahrbetrieb aufgenommen hatte, empfingen an der Endstelle “An der Bürgerruhe” wiederum viele Tauchaer freudig gestimmt ihre Straßenbahn, die zur Feier des Tages nochmals die Liniennummer 23 trug.
Am Vormittag waren am Leipziger Hauptbahnhof etwa 60 Fahrgäste zu einer Jubiläums- und Sonderfahrt mit historischen Straßenbahnwagen nach Taucha gestartet. In dem Pullmann-Triebwagen, der am 31.10.1987 aus dem regulären Fahrbetrieb herausgenommen worden war, und einem Niederflur-Anhänger hatten neben Bürgermeister Tobias Meier, einigen Stadträten und Mitgliedern Tauchaer Vereine auch LVB-Geschäftsführer Ronald Juhrs und der Borsdorfer Bürgermeister Ludwig Martin Platz genommen. Einige Tauchaer hatten sich dazu noch um Karten bei der Stadtverwaltung beworben, es waren aber auch ein paar pfiffige Tauchscher ohne Ticket dabei, die dann kulant als „Schwarzfahrer“ – aber deshalb nur mit Stehplatz  –  mitgenommen wurden. Unter den Fahrgästen auch Thomas Schwarz aus Merkwitz und Marion Naumann aus Taucha, die Gewinner des Gewinnspiels des Online-Magazins.

Die Überraschung des Tages war Hilda Gerlach aus Taucha gelungen, denn die ehemalige Straßenbahnerin setzte sich mit sage und schreibe 101 Jahren noch einmal in den Führerstand und steuerte die Bahn sicher (Natürlich unter Aufsicht von LVB-Profis) sicher durch die Wendeschleife am Erich-Weinert-Platz und fuhr bis zum ehemaligen Hotel Astoria. Die ehemalige Schaffnerin trat 1958 ihre erste Straßenbahnfahrt an, ehe sie 1976 in den Ruhestand ging. Die Jubiläums-Fahrt begleiteten viele Mitglieder des Vereins historischer Verkehrsmittel in alten Uniformen und sogar mit einer damals typischen Schaffnertasche mit Geldwechsler. Neben der damaligen Liniennummer hing an den Wagen auch das originale Schild mit dem Streckenverlauf.
Im Stadtgebiet von Leipzig, aber auch unterwegs, sah man viele „Paparazzis“, die vermutlich den Zeit- und Streckenplan kannten, und an markanten Standorten Fotos von dem historischen Gefährt machten. Viele Spaziergänger zückten natürlich auch schnell ihre Handys. Es gab viele winkende Passanten, auch entgegenkommende Straßenbahnfahrer grüßten strahlend aus ihren modernen Triebwagen.

Nachdem auch der LVB-Geschäftsführer ein Stück fahren durfte, setzte sich an der Haltestelle Heiterblick der Bürgermeister höchstpersönlich ans „Steuer“ und chauffierte die Fahrgäste bis zur Endstelle, gab zwischendurch auch mal „Vollgas“. „. Ein aufregendes und tolles Gefühl. Die ganze Zeit an den Reglern und Kurbeln zu drehen, ist ganz schön anstrengend“, erkannte er hinterher respektvoll an. In der Leipziger Straße standen viele fotografierende Gruppen und „An der Bürgerruhe“ empfing eine wahre Menschentraube mit Beifall die einfahrende Bimmel.

„Die Straßenbahn hat zur Entwicklung Tauchas beigetragen. Wir hoffen nun, dass die Tauchaer trotz Auto oder S-Bahn die Straßenbahn weiterhin nutzen werden, dass sie uns auch erhalten bleibt“. Den Satz des Tages sprach dazu dann LVB-Geschäftsführer Ronald Juhrs, indem er sagte: „Wenn schon unsere Hauptwerkstatt in der Teslastraße ganz in der Nähe ist, werden wir Taucha auch nicht abhängen“. Bürgermeister Meier griff das sofort auf: „Dann sehen wir uns in zehn Jahren zum 100. Jahrestag hier wieder. Wir werden uns in der kommenden Zeit unterhalten, wie wir die Strecke, z.B. durch verbesserte Einstiegsmöglichkeiten an den Tauchaer Haltestellen, attraktiver gestalten“.

Text und Fotos: Reinhard Rädler

Sehen Sie hier Video-Impressionen von Joachim Chüo (MOB Taucha)

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