100 Jahre Adler-Drogerie in Taucha

2. September 2013 | Von | Kategorie: News, Stadtentwicklung, Wirtschaft

adler-drogerie1adler-drogerie2In Taucha ist es nicht anders, als in anderen Städte: Geschäfte, die noch die „alte“ Generation oder Familientradition verkörpern,  gibt es kaum noch. Umso erfreulicher ist es, wenn doch noch welche existieren, die mehrere Kriege oder Staatsformen und politische Systeme sowie den Wandel in der Handelslandschaft überdauert haben, wie die Adler-Drogerie in der Eilenburger Straße, die am 1. September ihr 100-jähriges Jubiläum feierte. Die Drogerie wurde ein fester Begriff und wird heute von Enkelin Dagmar Engelhard in dritter Generation geführt.
Der Firmengründer Johannes Bautzmann kaufte am 16. März 1913 das damalige Kolonialwarengeschäft der Familie Mühlberg, das in Verbindung mit einem Kohlehandel betrieben wurde. Das vermutlich aus der Zeit um 1600 stammende Gebäude baute er nach seinen Vorstellungen so um, dass zwei große Läden für Kolonialwaren und für Drogerieartikel entstanden.
adler-drogerie_verkaufErstmalig wurden Fotoartikel geführt und Amateurfotos entwickelt. Die Ladenfläche wurde später vielfach erweitert (zuletzt 1990) und das Sortiment und die Dienstleistungen ständig den Erfordernissen der Zeit angepasst. Es gab Öle und Fette für landwirtschaftliche Maschinen und, heute unvorstellbar, wurde 1924, unmittelbar neben dem Geschäftshaus, an der damals noch existierenden „Schlippe“, eine Benzinzapfsäule errichtet hatte, die noch bis 1956 in Betrieb war und später sogar in das Haus integriert wurde, als man den schmale Weg zum Kirchplatz zugebaut hatte.

Die zwei Weltkriege gingen nicht spurlos an dem Familienunternehmen vorüber. Während des 1. Weltkrieges war die Drogerie vier Jahre lang geschlossen, weil Johannes Bautzmann eingezogen worden war. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er enteignet. Erst 1948 konnte sein Sohn, Kurt Bautzmann, das Geschäft übernehmen und weiterführen. Auch in dessen Zeit wurde baulich vieles verändert, bis er 1971 seine Drogerie sogar zur Teilselbstbedienung umbaute, was damals verkaufstechnisches Neuland war. Den eigentlichen Betrieb aber erlebte er leider nicht mehr. Zwei Tage nach Beginn des Umbaus verstarb er am 3. Mai 1971. Nachdem seine Ehefrau Irmgard das Unternehmen 12 Jahre weitergeführt hatte, übernahm 1983 seine damals 28-jährige Tochter Dagmar das Geschäft.
1990 stieg Ehemann Peter Engelhard mit eigenem Gewerbeschein und eigener Geschäftsidee mit einem Foto-Shop der Firma Porst in das Geschäft mit ein. Es war damals der erste Foto-Shop in den neuen Bundesländern. „Wir hatten die Lager voller Geräte, von denen wir nicht wussten, wie sie funktionieren“, erinnert sie sich schmunzelnd an diese Zeit.
adler-drogerie3Auch Engelhards Tochter und Urenkelin des Gründers, die 33-jährige Nicole Lauer, gehört zum Verkaufsteam der Familie. Sie kümmert sich mit ihrem Papa hauptsächlich um das digitale Fotolabor und die Fotostrecke bis hin zu Passbild- und Porträtfotos.
Mit der Einrichtung des großen Drogeriemarktes in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem Markt wanderten allerdings auch Kunden ab. „Aber wir haben unsere Stammkundschaft“, sagt Dagmar Engelhard, „und unsere individuellen Beratung ist unser Plus“.
Zu ihrem Geschäfts-Jubiläum hatte die Adler-Drogerie am Sonntag zu einem Tag der offenen Tür eingeladen, zu dem viele Gratulanten kamen. Unter www.taucha-foto.de gibt es noch ein paar Impressionen davon.


Bericht IVT. Text: Reinhard Rädler Fotos: Reinhard Rädler und Privatarchiv Engelhard

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